Nationalliberale Partei

Nationalliberale Partei
Nationalliberale Partei,
 
aus der Deutschen Fortschrittspartei zunächst als »neue Fraktion der nationalen Partei« (17. 11. 1866 hervorgegangene politische Gruppierung, die sich im Februar/März 1867 im Norddeutschen Reichstag als »Fraktion der Nationalliberalen Partei« bezeichnete und am 12. 6. 1867 ihr Gründungsprogramm veröffentlichte. Unter R. von Bennigsens Führung (bis 1883) verstand sich die Nationalliberale Partei als Partei des Besitz- und Bildungsbürgertums, vielfach auch des Mittelstandes. In Bayern behielt sie den Namen »Fortschrittspartei« bei, in Württemberg nannte sie sich »Deutsche Partei«. Nach der Reichsgründung, die die Nationalliberale Partei unter Hintanstellung ihrer liberalen Grundsätze unterstützte, wurde sie 1871-81 stärkste Partei im Reichstag. Während des Kulturkampfs waren die Nationalliberalen die parlamentarische Stütze O. von Bismarcks. Dessen Schutzzollpolitik spaltete 1879 die Partei. Nach dem Austritt einer schutzzöllnerisch orientierten Gruppe (1879) und dem Sichablösen der Liberalen Vereinigung (1880) verblieb die Nationalliberale Partei eine Partei mittlerer Größe, die ihre Stellung unter dem neuen Parteivorsitzenden J. von Miquel (1883-87) mit der 1884 vorgenommenen deutlichen Betonung der nationalstaatlichen Interessen sowie dem weiteren Eintreten für die Politik Bismarcks und die Zusammenarbeit mit den Konservativen nochmals festigte. In Verfolgung ihrer politischen Ziele gehörte die Nationalliberale Partei 1878 zu den Kartellparteien und zählte 1907-09 zum Bülow-Block. Nach 1900 vermehrten sich Forderungen nach Einbeziehung der bürgerlichen Linken in das Parteispektrum. Der seit der Gründung bestehende Gegensatz zwischen nationalstaatlicher Machtstaatsidee und liberalem Rechtsstaatsdenken stürzte die Partei im Ersten Weltkrieg in eine Existenzkrise. Mit dem politischen Neubeginn setzte ein innerer Auflösungsprozess ein und führte nach der Novemberrevolution 1918 zur Auflösung der Nationalliberalen Partei. Ein Teil ihrer Anhänger schloss sich der Deutschen Demokratischen Partei an, ein anderer trat der von dem ehemaligen Vorsitzenden ihrer Reichstagsfraktion, G. Stresemann, gegründeten Deutschen Volkspartei bei, während eine Minderheit sich 1924 in der Nationalliberalen Reichspartei fand, die 1925 in der Deutschnationalen Volkspartei aufging.
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Deutschland: Die deutsche Einigung im 19. Jahrhundert
 

Universal-Lexikon. 2012.

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